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Katastrophenschutzeinsatz im Ahrtal


Einsatznummer: 30  Rheinland-Pfalz  (20.07.-26.07.2021)

Mitte Juli zog das „Tief Bernd“ über weite Teile Mitteleuropas und Deutschlands. Binnen 24 Stunden brachte das Regentief fast 200 l Niederschlag auf dem Quadratmeter.


Während in unserer Region es zu keinen Schäden kam, richtete das Unwetter in Teilen von Sachsen und Bayern sowie in Westdeutschland schwere Schäden an. Allein in Deutschland starben mehr als 180 Menschenn in Folge der Ereignisse des 12.-19 Juli. Darunter auch 5 Kameraden und eine Kameradin der Feuerwehren aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein Westfalen.

Bereits am 15. Juli erfolgte eine erst Abfrage durch die Stadt Halle nach der Verfügbarkeit von Einsatzkräften für einen möglichen Einsatz im Hochwassergebiet. Diese Informationen wurde dem Landesverwaltungsamt mitgeteilt, welche mit den Behörden in den betroffenen Regionen in Verbindung standen.
Umgehend meldeten sich 4 Kameraden und eine Kameradin unserer Wache einsatzbereit.

Um 06:30 Uhr am 20. Juli kam dann der Marschbefehl vom Landesverwaltungsamt: „Unterstützung der Einsatzkräfte im Landkreis Ahrweiler mit einer Einsatzdauer von mindestens 48 Stunden.“

Umgehend verließen unsere Kameraden ihre Arbeitsplätze und begaben sich mit dem MTF zum Sammelplatz auf der Hauptwache. Dort sammelten sich insgesamt 84 Einsatzkräfte mit 20 Fahrzeugen aller Wachen von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr der Stadt. Neben zahlreichen Löschfahrzeugen gehörten auch zusätzliche Pumpenausrüstung, 3 Boote, das Arbeitsgerät „Manitou“, die Drohne sowie Höhen- und Wasserretter zum Kontingent. Neben einer Führungs- und einer Logistikgruppe, wurden die Einsatzkräfte in 3 Züge aufgeteilt.

Die Besatzung unseres MTF wurde um einen Zugführer ergänzt und übernahm in Folge die Führung des 1. Zuges. Zum Zug gehörten weiter die Löschgruppenfahrzeuge aus Büschdorf und Nietleben sowie ein HLF der Berufsfeuerwehr und das Rettungsboot Büschdorf. Besetzt waren die Fahrzeuge mit Personal aus den Wehren Büschdorf, Kanena, Lettin, Halle – Neustadt, Nietleben und von der Berufsfeuerwehr.

Nach fast 10 Stunden Fahrt erreichte das Kontingent am Abend den Bereitstellungsraum an der Motorsportrennstrecke Nürburgring. Hier war ein großes Feldlager für mehr als 5000 Einsatzkräfte aus ganz Deutschland und dem Ausland errichtet wurden, wo die Einheiten gesammelt wurden und sich zwischen den Einsätzen ausruhen konnten. Hier wurden wir auch hervorragend durch unsere Logistikgruppe in Zusammenarbeit mit den DRK Betreuungszügen Mansfeld Südharz und Parchim sowie vom Technischen Hilfswerk an allen Tagen versorgt.

Nur etwa 2 Stunden nach Ankunft kam der erste Einsatzauftrag für die Kräfte aus Halle. Der 1. Zug sollte in den Bereitstellungsraum Kalenborn vorrücken. Unser MTF fuhr vor, um die Lage zu erkunden, während der Rest des Zuges nachrückte. Am nächsten Morgen rückten das gesamte Kontingent der Feuerwehr Halle nach Sinzig aus. In der Stadt, wo die Ahr in den Rhein mündet, kam es zu großen Überflutungen zu beiden Seiten der Ahr.

Unser Zug übernahm die Aufgabe in mehreren Straßenzügen die Situation der Anwohner zu überprüfen und weiter zu melden sowie bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen. Dazu gehörten neben der Unterstützung beim Räumen von Möbeln und Schlamm auch das Abpumpen überfluteter Keller. Ebenso wurde Abwasserkanäle gespült, um Schaden bei neuerlichen Regenfällen vorzubeugen. Auch bei der Bergung einer privaten Büchersammlung waren unsere Kräfte tätig. Zahlreiche Bücher, die von den Wassermassen verschont blieben mussten geborgen werden, damit sie nicht durch Feuchtigkeit beschädigt werden. Hierbei waren auch zahlreiche historische Bücher aus den vergangenen Jahrhunderten.
Da alle Einsatzkräfte von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr noch einen normalen Beruf erlernt haben, konnten wir auch mit fachkundigen Handwerkern tätig werden oder zumindest beratend zur Seite stehen.

Während des Einsatzes in Sinzig, übernahmen die Kräfte der Feuerwehr Halle auch die Gebietsabdeckung für den regulären Einsatzdienst. Insgesamt zu 3 Einsätzen wurden die Kräfte gerufen. Glücklicherweise bestätigten sich die Einsatzmeldungen „Person in Wasser“ und zwei Mal „Gasgeruch“ nicht, so dass die Aufräumarbeiten fortgesetzt werden konnten.
Auf der Rückfahrt zum Nürburgring mussten an einer Tankstelle die Kräfte nochmals tätig werden, als ein Kommandowagen eines fränkischen Kontingents aus dem Motor qualmte.

Am nächsten Tag wurden die halleschen Kräfte in den schwer betroffenen Ort Schuld beordert. Der 1. Zug übernahm zunächst ähnliche Aufgaben wie am Vortag in einem betroffenen Ortsteil direkt an der Ahr. In weiterer Folge übernahmen die Kräfte des ersten Zugs die Gebietsabdeckung. Hierzu wurden die 3 Löschfahrzeuge an verschiedene Punkte im Ortsgebiet verteilt. Unser MTF übernahm diverse Logistikfahrten. Außerdem wurde durch eine gemischte Mannschaft aller 3 Zügen in Zusammenarbeit mit 2 Fachgruppen Räumen des THW der Campingplatz in Schuld beräumt. Die Auswirkungen waren hier besonders deutlich. Von 170 Bungalows waren 150 zerstört. Neben den Überresten der Bungalows wurde auch Schlamm und Inventar aus der Gaststätte auf dem Campingplatz geräumt.

Am Freitag, den 23. Juli wurde das hallesche Kontingent reduziert. Zwei Züge wurde entlassen und kehrten zurück nach Hause. Eigentlich sollte unser MTF vor Ort bleiben, da es aufgrund der Geländegängigkeit ideal für den Einsatz war. Aus Logistischen Gründen kehrte das Fahrzeug allerdings mit dem Zügen 1 und 2 zurück.

Nachdem am Abend unser MTF mit allen 5 Einsatzkräften zurück war und eine grobe Reinigung erhielt, wurde das Fahrzeug für die neuerliche Fahrt ins Katastrophengebiet vorbereitet. Am nächsten Morgen fuhren ein Kamerad unserer Wache sowie ein Kamerad der Wache Halle – Neustadt zurück zum Nürburgring.

Bei der Ankunft gegen Mittag befanden sich die Kameraden vor Ort noch in Ruhepause, da sie bis in die Nacht hinein im Einsatz waren.

Nach dem Mittag verlegten die Kräfte nach Hönningen. In diesem Ort sowie im benachbarten Ahrbrück waren die halleschen Kräfte das komplette Wochenende im Einsatz. Auch hier galt es Häuser und Keller von Schlamm, Unrat und Wasser zu befreien. Der Manitou und der Wechsellader mit Abrollbehälter Mulde halfen bei der Wiederherstellung der Infrastruktur durch Abtransport von Unrat und Schwemmgut. Mit der Drohne wurden wichtige Erkundungs- und Dokumentationsaufgaben für die Einsatzleitung übernommen.

Eine besondere Einsatzstelle war eine Kapelle aus dem 16. Jahrhundert im Ort Hönningen. Meterhoch stapelte sich der Schlamm vor und in der Kapelle. Nachdem zunächst der Eingang freigeschaufelt wurde, und die Tür schadensfrei geöffnet werden konnte, ging es darum das Innere vom Schlamm zu befreien. Hierbei war äußerste Vorsicht geboten, um die historische Substanz, den Altar sowie andere Einrichtungsgegenstände nicht zu beschädigen. Die Reinigungsarbeiten waren schon weit fortgeschritten, als um 18 Uhr die Verantwortlichen nach mehr als 1,5 Wochen zum ersten Mal wieder die Glocken läuten konnten. Die Anwohner ließen daraufhin die Arbeiten ruhen, strömten auf die Straße. Es war für allen Anwesenden ein besonderer Moment in dieser schweren Zeit, der aber auch wieder etwas Hoffnung den betroffenen spenden konnte.

Während unser MTF am Samstag überwiegend zu Logistikfahrten eingesetzt war, nutzten am Sonntag die Strömungsretter der Berufsfeuerwehr das Fahrzeug für einen Bergungseinsatz zusammen mit der Bundeswehr.

Am Montag kehrten nach 7 Tagen die letzten Kameraden aus dem Einsatzgebiet zurück. Um 15:45 Uhr trafen die Fahrzeuge ein. Wie auch am Freitag, wurden die Kameraden durch Familienangehörige, Kameraden und Vertreter der Leitung der Feuerwehr Halle begrüßt. Nach Rückkehr zum Standort, musste das Fahrzeug umfangreich von Innen und Außen gereinigt werden.

Damit ging ein besonderer Einsatz zu Ende. In den vergangenen Jahrzehnten waren unsere Einsatzkräfte bei zahlreichen Einsätzen im Einsatz, sowohl bei Naturkatastrophen wie Hochwasser oder Sturm- und Tornadolagen, als auch bei anderen Schadensereignissen. Die Ausmaße der Schäden und Verwüstung bei diesem Einsatz übertrafen jedoch alles.

Die Zusammenarbeit mit Einsatzkräften der verschiedensten Organisationen aus ganz Deutschland und zahlreichen zivile Kräften funktionierte sehr gut. Wir waren sehr beeindruckt von der Dankbarkeit der Bevölkerung für unseren Einsatz. Sehr viele Dankesworte und trotz der schweren Situation optimale Versorgung waren Ausdruck dessen.
Danken möchten wir auch den Familien und Arbeitgebern unseren Kameraden, welche kurzfristig mehrere Tage auf Sie verzichten mussten. Aber auch den Kameraden, welche in Halle verblieben gilt der Dank. Sie unterstützten uns sehr gut aus dem Hintergrund.

 

       

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